Ein Buch über Alkoholsucht & -entzug

Epsilonalkoholismus Bericht

Aber der Mensch, meint er, kann keinen sicheren Ort finden, wenn er verschämt auf der Flucht vor sich selbst ist. Man muß ihm um jeden Preis Sicherheit geben, sonst rennt er weiter und findet nirgendwo Geborgenheit. Ratschläge sind Schläge, sagt er. Die Menschen hier sollen sich wieder trauen, sie selbst zu sein. Es gibt eine emotionale Ehrlichkeit, die man da draußen schnell verliert, weil man sich überall verstellen muß, um zu funktionieren und durchzukommen. Finden sie diese Ehrlichkeit tatsächlich wieder, dann haben sie vielleicht eine Chance auf Rettung. Die Frage ist nur, ob sie die hier drin finden können. Bei uns, die wir alle so nüchtern und oberschlau sind. Der Alkohol wäre nur ihr verschlissener Tarnmantel. Das da draußen ist ein Versteckspiel, das spätestens in der Klinik enden sollte. Aber oft werden die falschen Regeln hier noch fortgesetzt. Mit der Wahrheit steht man immer mitten im Skandal, der Trinker ebenso wie der Arzt.

 

Billiger Schnaps, handwarm aus der verborgen mitgeführten Flasche, schmeckt nicht mal dem heillosesten Säufer. Aber sie brauchen diesen Schutz, der sich aus ihren Getränken entfaltet und sie umfängt. Zunächst fehlt ihnen der Mut, ohne falschen Zauber auszukommen. Dann stünden sie nackt da, nackt, ohne ihren Mantel. So wie die anderen die Trinker allerdings sowieso sehen; nur sie selbst können sich mit dem Schnaps noch um ihr Bild betrügen und erzählen deswegen naß so abstruse Geschichten. Völlig klar, daß es schwer fällt, wenn alle Larven fallen und das Elend offensichtlich wird. Das würde ihm genauso gehen, meint der Doktor.

 

Wen die anderen für verworfen oder verloren halten und wer sich selbst nicht mal mehr annehmen kann, der bedarf um seines einfachen Überlebens willen ganz natürlich der Tarnung und der Lüge, sonst geht er kaputt. Der Alkoholiker lebt in der akuten Krise, meint der Doktor, nur in der reinen Gegenwart, denkt nur an den Augenblick, schleppt sich so von einem Tag zum nächsten und organisiert sein Überleben mit den nach unserem Wissen falschen, ihm aber höchst vertrauten Mitteln. Will er jedoch in die Wahrhaftigkeit zurück, muß er beides sprengen, die Sucht, nach der sein Körper lechzt, und die Lüge, die bislang noch seine Seele zu bergen schien. Wahrhaftigkeit nimmt nun mal in Haft. Es gäbe kaum eine größere Leistung.

 

Der Trinker, der zurück ins Leben findet, ist für den Doktor durchaus ein Held und sogar ein Eingeweihter. Er hat die Hölle gesehen, ohne daß sie ihn verbrannte, und es mühevoll wieder zurück ins Licht geschafft, ohne daß es ihn blendete. Und einige, viele gar absolvieren diese furchtbare Reise mehrmals im Leben. Nicht wenige aber bleiben dabei auf der Strecke. Als Opfer ihrer selbst. Faszinierende Selbstzerstörer, meint der Doktor, große Untergeher.



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Bücher über Alkoholsucht und Alkoholentzug gibt es einige. "Alter Rabe Alkohol" ist anders, weil es kein Ratgeber und auch kein Sachbuch im eigentlichen Sinne ist. Der Autor verarbeitet die Sucht anhand seiner eigenen Erfahrungen als Quartalssäufer und mehrerer Aufenthalte in einer Entzugsklinik literarisch und beinahe philosophisch.


Dennoch kommen Selbstironie und Humor nicht zu kurz. Er versucht, die Gründe für seine Alkoholprobleme zu beschreiben. Außerdem werden die Ansichten von Angehörigen, Pflegern und Ärzten auf die Suchtkranken während ihres Entzugs geschildert.


Inzwischen ist der Autor nach jahrelanger Krankheit als Epsilontrinker ein trockener Alkoholiker.